Breakfast in America – Kühlschrank-Temperaturen und Full
House um 6:20 Uhr
Eigentlich bin ich es gewohnt, im Urlaub in Thermounterwäsche und Fleece-Jacke zu frühstücken.
Allerdings war das immer zu früher Stunde in der freien Natur, meistens auf traumhaft gelegenen
Campingplätzen in einem Nationalpark oder State Park.
Am zweiten Tag in unserem für unsere Verhältnisse schon luxuriösem Hotel in Rapid City, South Dakota
(Frühbucher-Rabatt macht`s möglich) gehen wir schon um 6:20 Uhr zum Frühstücken, in der Hoffnung,
dass es dann ein wenig ruhiger ist und wir einen Platz finden, der etwas günstiger zur Tür zum Parkplatz
gelegen ist, die um diese Zeit theoretisch auch nicht ganz so oft auf und zu gehen sollte wie am Tag zuvor.
Wir wären sogar noch früher dran gewesen, wenn ich nicht vorher noch zwei Mails geschrieben hätte.
Gut, dass mir zu so früher Stunde noch eingefallen ist, dass es daheim schon Sonntag Nachmittag ist
und ich den Empfänger der Mails noch einen guten Start in die neue Arbeitswoche wünschen könnte.
Sonst hätten wir vermutlich gar keinen Platz mehr bekommen.
So ist wenigstens noch ein Tisch direkt neben der Tür zum Parkplatz frei.
Unglaublich, wie viele Leute um diese Zeit schon auschecken oder aus irgendeinem anderen Grund
zu ihrem Auto müssen. Und natürlich alle auf dem kürzesten Weg, sprich durch den Frühstücksraum.
Aber alle anderen Plätze sind von mehreren Mädchen-Sport-Mannschaften belegt.
Nachdem sich unsere Überraschung gelegt hat, sehen wir den fröhlichen Trubel um uns herum sportlich.
Irgendwann werden am Frühstücksbuffet auch wieder Bananen nachgefüllt.
Die machen angeblich glücklich und sind definitiv wertvolle Energiespender.
Deshalb findet man sie auch auf jedem Teller in der näheren Umgebung -
neben dem üblichen ungesunden Zeug, das zu einem klassischen amerikanischem Frühstück gehört.
Ich decke mal eben so nebenbei mit einer kleinen Portion aus den drei verfügbaren Frühstücks-Cerealien
den Zuckerbedarf für die nächsten drei Tage. Manfred hat das am Tag zuvor mit einem Mini-Muffin geschafft.
Immerhin weiß ich heute, dass das verlockend aussehende Teil zwischen den Bagels kein Vollkorn-Bagel ist,
sondern eine wahre Zuckerbombe mit Zimt und Rosinen. Damit habe ich gestern meinen Zuckerhaushalt gedeckt.
Kurz nach 6:30 Uhr kehrt plötzlich Ruhe ein und der Frühstücksraum ist nur noch halb voll.
So hatten wir uns das eigentlich vorgestellt.
Es sind die kleinen Erlebnisse am Rande…
Während ich mir einen zweiten Becher Earl Grey genehmige (andere Teesorten sind nicht verfügbar
und der koffeinfreie Kaffee schmeckt absolut grausam), wird mir wird klar, dass wir genau zum richtigen
Zeitpunkt angekommen sind. Denn es sind genau diese kleinen Erlebnisse am Rande, die eine Reise
zu etwas Besonderen machen. Früher war es ein Vogel, der auf dem Campingplatz die Reste unseres
Frühstücks vom Teller gepickt hat oder ein Streifenhörnchen, das am Morgen an der Wasserstelle
getrunken hat oder ein Kojote, der ums Zelt geschlichen ist, als ich in der Nacht mal den Sternenhimmel
betrachten wollte…
Heute sind es eben junge Mädchen in Sportkleidung, die beim Frühstück aufgeregt durcheinander reden
und Hotelgäste, die höflicherweise anderen Gästen die Türe aufhalten und dafür sorgen, dass noch mehr
kalte Luft in den ohnehin schon tiefgekühlten Frühstücksraum eindringt.
Dabei mir wird wieder klar, dass wir früher oft bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt im Freien
unser Frühstück eingenommen haben, das wir uns auch selbst zubereiten mussten –
oft mit bangem Blick zum Himmel.
Plötzlich stören auch die vielen Wolken nicht mehr, die heute wieder einmal den Himmel bedecken –
genau wie bei unserem ersten Aufenthalt im Nordwesten der USA und in South Dakota im Juli 1997.
Aber immerhin
sind die 20° C (68 ° F) hier angenehmer als die Hitzewelle,
die in unserer Heimat bevorsteht.
Und mit dem
Wetter ist es wie mit dem Frühstück in unserem Hotel: Man muss es einfach
nehmen, wie es ist.