Mega-Stürmisches Campingerlebnis mit interessanten Nachbarn
Wegen dem stürmischen Wetter müssen am 24.05.2012 wir unsere Needles-Wanderung um einen Tag verschieben. Deshalb verschiebt sich natürlich auch die weitere Urlaubsplanung ein wenig. Und so verbringen wir das Memorial Day Wochenende - DAS Wochenende schlechthin in den USA - ausgerechnet in der Gegend um Moab, dem Gateway zu Canyonlands und Arches und DEM Touristenzentrum in Utah. Da ist über das lange Wochenende natürlich alles ausgebucht, genau wie im eher beschaulichen Monticello 54 Meilen (86 km) weiter südlich. Da haben wir 2010 noch ein Zimmer gefunden. Im Mai 2012 haben wir keine Chance. Also entscheiden wir uns fürs Campen. Auch nicht so einfach.
Die BLM-Campingplätze am Colorado sind alle schon belegt bzw. reserviert. Da haben wohl die Einheimischen die Nase vorn. Es sei ihnen gegönnt. Nur brauchen wir die nächsten Tage halt auch einen Platz zum Schlafen. Den finden wir nach zweistündiger Suche auf dem Horsethief Campingplatz, südlich des äußerst beliebten Campingplatzes im Deadhorse Point State Park. Den hatte Manfred 2010 schon drei Monate im Voraus reserviert und wir waren total happy. Das war der Wohnmobilfahrer hinter uns dann auch, der unseren Platz übernehmen konnte.
Nicht die erste stürmische Nacht im Zelt
Damals war es auch extrem windig und einfach zu stürmisch, um ein Zelt aufzubauen. Auch in diesem Jahr ist wieder Wind mit stürmischen Böen angekündigt. Am Freitag geht es noch und unser Zelt hält einiges aus. Das hat schon so manchem Sturm getrotzt und wir mit ihm, bzw. in ihm. So schlimm wird's nicht gleich werden.
Wir zahlen 40 $ für drei Nächte. Es würde eigentlich nur 36 $ kosten, aber wir haben kein Kleingeld mehr. Der freundliche Herr, der mit uns ankommt, kann auch nicht weiter helfen. Geht halt eine kleine Spende an den Nationalpark. Passt schon. Hauptsache, wir haben noch einen Platz gekriegt. Am Abend ist der Campingplatz übrigens voll.
Sprechen Sie Isländisch?
Unsere Nachbarn, ein Professoren-Paar aus Los Angeles, sind auch mit dem Zelt da und recht kontaktfreudig. Sie ist Mexikanerin, ihn halte ich für einen Engländer, wegen der ausgesprochen akzentuierten Aussprache. Scheinbar wohnt der Professor schon sehr lange in LA oder er war noch nie im Bayerischen LA (Landshut, Niederbayern). Seine Frau fragt, welche Sprache wir sprechen. Isländisch? Auf die Antwort "German" reagiert sie erstaunt und kann es kaum glauben. Ihr Mann ist Deutscher und aus der Gegend um Esslingen und Stuttgart. Und hat kein Wort verstanden... Diese kleine Episode bringt mich über die nächste Nacht.
Die stürmischste Nacht unseres Lebens
Als ich gegen 0:30 Uhr aufwache, ist draußen noch alles in Ordnung. Als ich irgendwann wieder aufwache, nicht mehr. Wie gesagt, wir haben schon manche stürmische Nacht im Zelt überstanden. Aber das toppt so ziemlich alles. Ab jetzt ist nicht mehr an Schlafen zu denken. Ich überlege, wie wir bei dem Wind die nächsten Tage überstehen sollen.
Ein Zimmer in Moab und Monticello ist völlig aussichtslos wegen dem Memorial Day-Wochenende. Aber vielleicht legt sich der Wind ja wieder. Bisher sind wir da immer gut durch gekommen. Und man kann das ja auch Herausforderung und als kleines Abenteuer sehen.
In der nächsten Nacht wird der Sturm eher eine große Herausforderung für unser Zelt und für uns. Wir schlafen beide nicht mehr und sind froh, dass wir so was nicht zum ersten Mal erleben. Sonst wären wir sicher in ständiger Angst, dass der Wind unser Zelt weg reißt. So hört es sich die meiste Zeit an. So was haben wir bisher nur daheim bei den Herbststürmen erlebt, bei denen der Wetterdienst davor warnt, aus dem Haus zu gehen und Firmen und Geschäfte früher zusperren und ihre Leute heim schicken, damit denen auf dem Heimweg von der Arbeit nichts passiert. Natürlich sind wir bei dem Wetter nie raus gegangen und haben das beeindruckende Naturschauspiel von der sicheren Wohnung aus beobachtet.
Jetzt stecken wir mitten drin, in einem Zelt auf einem Campingplatz auf 5.800 Fuß (ca. 1.070 m) Höhe und hoffen, dass wir und unser Zelt da wieder heil raus kommen. Nach kurzen windstillen Momenten bläst die nächste orkanartige Böe wieder ein paar Pfund Sand gegen das Zelt. Der rieselt dann seitlich runter und wir überlegen schon, ob wir uns am nächsten Tag frei schaufeln müssen.
Das müssen wir nicht. Aber das ständige Sandstrahlen tut natürlich dem Reißverschluss nicht gut und der geht dann erst mal nicht mehr auf. Irgendwann muss man aber mal raus, egal wie sehr es da draußen auch stürmt. Manfred kriegt den Reißverschluss auf, wir schaffen es bis zum Klohäuschen, dem einzigen windgeschützten Ort weit und breit. Von einem "stillen Örtchen" kann hier aber auch nicht mehr die Rede sein. Der Wind bläst und drückt so vehement gegen die Tür, dass ich ständig das Gefühl habe, dass da wer rein will. Daran gewöhnt man sich aber auch. An den extremen Sturm nicht.
Greenriver - Nah am Interstate - weit weg vom Tourismus
Als der Wind um 6 Uhr ein wenig nachlässt, bauen wir unser Zelt ab und fahren zunächst nach Moab zum Frühstücken. Das wäre bei dem Wetter draußen vielleicht auch ein wenig ungemütlich geworden. In Moab bläst es auch ganz schön, aber wenigstens bietet das Café auch im Außenbereich einen gewissen Windschutz.
Moab und Monticello sind übers lange Wochenende restlos ausgebucht sind. Also fahren wir ins 70 km (43,5 Meilen) nördlich gelegene Green River weiter. Der Ort liegt zwar verkehrsgünstig am Interstate 70, ist aber scheinbar vom großen Tourismus verschont geblieben. An der Main Street sehen wir mehrere aufgegebene Motels und Restaurants. In der Seitenstraße mit dem Supermarkt sieht es auch eher trostlos aus. Im Supermarkt bekommen wir am Samstag um 17 Uhr noch den letzten Maccaroni-Salat. In der Delikatessen-Abteilung wird schon geputzt, obwohl der Laden noch einige Stunden geöffnet hat.
Dafür bekommen wir im vierten Motel, in dem wir nachfragen, tatsächlich noch ein Nichtraucher-Zimmer. Eigentlich hatten wir in Moab vor dem Visitor Center noch schnell ein Zimmer im Motel 6 gebucht. Die hatten aber nur noch ein Raucherzimmer frei. Das nächste Motel hat kein WiFi. Das brauchen wir aber, schon wegen der Wetteraussichten. Motel Nummer 3 ist ausgebucht wegen dem "Busy Weekend". Und so landen wir am Ende doch in dem nicht besonders ansehnlichen Motel, das Manfred nicht besonders gefallen hat. Drinnen ist es dann aber ganz gemütlich und vor allem Wind geschützt. Und wir haben auch hier wieder interessante Nachbarn.