Turbulente Fahrt mit Tierlebnissen - Dia-Faszination-Natur-USA

Elisabeth mit Laptop am Grand Canyon
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Turbulente Fahrt zur Roosevelt Lodge mit grandiosen Tiererlebnissen
Vom Norris Geysir Basin geht es weiter zu den Mammoth Hot Springs, einem weiteren absoluten Highlight. Zunächst stehen wir aber fast eine halbe Stunde im Stau, weil der mittlerweile schon wieder ziemlich dichte Verkehr einspurig an einer größeren Baustelle vorbei geleitet wird.
Bei den Mammoth Hot Springs sind fast alle Parkplätze belegt. Wie durch ein Wunder wird ein Platz frei. Und der ist erfreulicherweise auch noch bei einer Picknick-Area, die wir gut brauchen können. So ein Glück aber auch!
Wir haben eine Tasche in der Lodge vergessen
Als wir Teller, Besteck und Brot aus dem Kofferraum holen wollen, stellen wir fest, dass die Tasche fehlt, in der das alles drin ist. Wir stellen das ganze Auto auf den Kopf. Die Tasche ist nicht da. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir sie im Zimmer vergessen haben. Trotzdem gehen wir ins nahe gelegene Visitor Center und bitten, im Old Faithful Inn anzurufen. Leider haben wir immer noch keinen Handy-Empfang. Bange Minuten vergehen, in denen die hilfsbereite Rangerin am Telefon auf eine Rückmeldung wartet. Dann die schlechte Nachricht: Die Betten wurden bereits abgezogen, aber es wurde keine vergessene Tasche gemeldet und es steht auch nichts mehr rum. Allerdings ist gerade Mittagszeit, vielleicht sollten wir es später noch mal versuchen.  
Wir können uns nicht vorstellen, dass das keiner meldet, wenn in einem Zimmer eine Tasche vergessen wird. Vielleicht haben wir sie neben dem Auto stehen lassen, als wir am Morgen unser Gepäck eingeladen haben? Wir haben uns zwei reusable Bags (wieder verwendbare Einkaufstaschen) gekauft. In einer bewahren wir unser Essen auf, das nicht in die Kühlbox muss und alles, was man sonst noch für ein Picknick oder ein Frühstück auf dem Zimmer braucht. Die andere ist bisher immer leer geblieben, weil wir die zum Einkaufen verwenden. Heute haben wir ausnahmsweise auch etwas in dieser Tasche transportiert, zum ersten Mal. Also stand – wie gewohnt – eine bunte Tasche im Kofferraum.
Den Verlust von Tellern, Tassen, Besteck und etwas Essen könnten wir verkraften. Aber leider habe ich am Morgen noch eine zweite Tasche in diese Tasche gesteckt. Und in der sind Kabel und Ladegeräte für unsere Laptops und Kamera-Akkus. Es wird noch Tage dauern, bis wir wieder in eine größere Stadt kommen, in der wir – vielleicht – Ersatz bekommen können. Also müssen wir unbedingt zur Old Faithful Inn zurück fahren – ca. 100 km (60 Meilen) - und mit einer Baustelle, die uns eine halbe Stunde kosten kann. Die Nerven liegen blank.
Nach einem schnellen Lunch in einem nahe gelegenen Fastfood-Restaurant checkt Manfred das elektronische Equipment, das er noch auf andere Taschen verteilt hat. Immerhin können wir die Akkus unserer Kameras noch aufladen. Damit wird das Problem schon viel kleiner. Online gehen können wir in den nächsten Tagen eh nicht. Für das Überspielen der Fotos reicht der Akku unserer Laptops allemal. Und meinen Reisebericht kann ich vorerst auch mit der Hand schreiben. Nach langen Tagen habe ich meistens eh keine Lust mehr zum Tippen. Die Stimmung wird langsam wieder besser.
Schwarzbär und Mountain Goat neben der Straße
Kurz nach 12 Uhr wird die Stimmung wieder richtig gut und wir vergessen kurzzeitig unser Problem. Zwei aufgeregte Ranger versuchen, den Verkehr zu regeln. Das kann nur eines bedeuten: Wildlife! Manfred ergattert noch einen Platz neben der Straße, an dem wir stehen bleiben können, ohne die vorbei fahrenden – oder besser gesagt vorbei schleichenden – Auto zu behindern. Und dann sehen wir den Grund für das Verkehrschaos: einen Schwarzbären!
Ehrlich gesagt wären wir trotzdem lieber in die andere Richtung unterwegs und hätten unser gesamtes Gepäck an Bord. Aber das ist jetzt doch ein schönes Erlebnis…
Um 12:50 Uhr stehen wir wieder eine halbe Stunde an der Baustelle und die Stimmung kippt wieder. Dass immer wieder Büffel zu sehen sind, macht es auch nicht besser. Die gehören hier schon fast zum Straßenbild, genau wie die völlig überfüllten Parkplätze. Bei den meisten Gebieten laufen auch die Overflow-Parkings schon über und die Autos stehen auf beiden Seiten Kilometer weit am Straßenrand.
Als weit weg von allen Thermalgebieten wieder Autos am Straßenrand stehen und alle Blicke nach oben gerichtet sind, ist wieder klar: Hier muss ein außergewöhnliches Tier zu sehen sein. Diesmal ist es eine Mountain Goat (Bergziege). Diese Tiere sind äußerst selten. Wir haben bisher erst eine einzige Mountain Goat gesehen, 1998 am Chilkoot Trail in Alaska. Und die war sehr weit weg. Langsam lohnt es sich fast, dass wir zurück fahren müssen.
Um 14:25 Uhr treffen wir wieder am Old Faithful Inn ein. Manfred steuert sofort gezielt den Parkplatz an, auf dem unser Auto am Morgen gestanden ist. Und dann sehen wir sie schon von weitem: Unsere bunte Einkaufstasche, aus der oben die Papiertüte mit unseren Ladekabeln herausragt: Neben dem Parkplatz. Die Erleichterung ist riesig und jetzt ist es uns auch egal, dass wir weitere 100 km (60 Meilen) fahren mussten. Große Entfernungen sind wir in den USA gewöhnt. Und wir hatten durch unser Missgeschick tolle Tiererlebnisse.
Zwei Bären innerhalb von 2 Kilometern im Hayden Valley
Nach der turbulenten Rückfahrt zur Old Faithful Inn sind wir froh, als wir gegen 16:30 Uhr Tower Falls erreichen und nicht mehr weit von der Roosevelt Lodge entfernt sind, in der wir die nächsten beiden Nächte verbringen wollen. Langsam wollen wir nur noch ankommen. Daraus wird aber so schnell nichts.
Zum dritten Mal an diesem Nachmittag stehen zahlreiche verlassene Autos am Straßenrand und die Insassen blicken gebannt nach oben. Wir folgen ihren Blicken und entdecken einen kleinen Schwarzbären, der auf einem umgefallenen Baumstamm sitzt. Zwischendurch sieht es fast so aus, als würde er für die zahlreichen Fotografen posieren. Ehrlich gesagt bin ich froh, als der kleine Racker im Wald verschwindet und wir weiter fahren können.
Als nur 1-2 km (ca. 1 Meile) weiter die nächste Menschenmenge am Straßenrand steht, hoffe ich inständig, dass nicht wieder ein Bär in der Nähe ist. Im nächsten Moment sehen wir einen Schwarzbären auf der rechten Seite, der sich von der wachsenden Schar an Beobachtern nicht beim Fressen stören lässt. Ganz im Gegenteil: Er läuft sogar den Abhang herauf und zum Glück nicht in die begeisterte Menge, sondern über die Straße. Ich bin fast froh, als er hinter den Bäumen verschwindet. Wie gesagt, wir haben einen langen und ziemlich turbulenten Tag hinter uns und wollen endlich ankommen.
Zum Glück sind wir fast am Ziel und können einige Minuten später in der Roosevelt Lodge einchecken. Die zwei Murmeltiere neben unserer Cabin bringen uns nach dem aufregenden Nachmittag mit einer vergessenen Tasche, zwei Bären und einer Mountain Goat nicht mehr aus der Ruhe.
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