Ranger-Programm – Times have changed
In Nationalparks gibt es am Abend grundsätzlich Ranger-Programme. Im Visitor Center bei Old Faithful steht am 27.06.2019 ein Vortrag mit dem Titel „Tourism in Yellowstone - Times have changed“ auf dem Programm. Dass sich die Zeiten geändert haben, ist uns auch schon aufgefallen. Es ist unübersehbar, dass sich die Besucherzahlen seit unserem ersten Besuch im Juni 1997 verdoppelt haben. Von den durchschnittlich 4 Millionen Besuchern pro Jahr kommen im Schnitt 780.000 im Juni.
Das Auditorium im Visitor Center stellt so manchen Kinosaal in den Schatten. Der Vortrag ist wirklich höchst interessant. Die Nationalparkverwaltung macht kein Geheimnis aus den gravierenden Fehlern ihrer Vorgänger, die bei der Erschließung des Parks keine Dummheit ausgelassen haben, um möglichst viele Besucher in den Park zu locken und der gut betuchten Klientel möglichst viel zu bieten.
Von mondänen Thermalbädern, die das unausweichliche Ende natürlicher Quellen bedeuteten, durch sie sie gespeist wurden über Fotoshootings, bei denen Besucher auf höchst empfindlichen und micht vorhersagbaren Geysiren wie dem Castle Geyser ihr Leben riskierten bis hin zum „Lunch-Buffet“ für Bären in unmittelbarer Nähe des Campingplatzes (!)
Erst als ein großer Bär einen kleineren Bären vom „Lunch-Buffet“ vertrieb und der unterlegene Bär daraufhin in die Zuschauermenge geflüchtet ist, fand ein Umdenken statt. Obwohl niemand verletzt wurde, wurde den Verantwortlichen bewusst, dass es für die angrenzenden Camper riskant werden könnte, wenn Bären den Menschen mit Nahrungslieferanten in Verbindung bringen. Ein Bär kann nicht unterscheiden zwischen einem Menschen, der ihm freiwillig Futter anbietet und einem Camper, der sich eine Mahlzeit bereitet oder einem Besucher, der Picknick machen will.
Mittlerweile ist das Füttern von Wildtieren in allen Parks strikt verboten und die Bären bleiben wieder in gebührendem Abstand zu den zweibeinigen Besuchern des Parks. Einen Bären oder ein anderes wildes Tier in der freien Natur zu erleben, gehört trotzdem zu den beeindruckendsten Erlebnissen jeder Reise.