Grand Canyon - Toroweap - Dia-Faszination-Natur-USA

Elisabeth mit Laptop am Grand Canyon
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Toroweap – 7 Stunden Offroad für einen spektakulären Blick auf den Grand Canyon und einen verhinderten Abstecher zum Whitmore Canyon
Der Toroweap bietet einen atemberaubenden Ausblick auf den Grand Canyon und Colorado River. Vor allem Leuten, die nicht ganz schwindelfrei sind, könnte hier wirklich die Luft weg bleiben. Wir fahren oft Meilen weit für besonders spektakuläre Gebiete oder einen besonders spektakulären Ausblick. Von dem geplanten 100 km (61 Meilen) - Trip zum Toroweap bin ich zunächst trotzdem nicht ganz überzeugt.
Wir sind beide keine Offroad-Fans und 100 km Piste sind doch ziemlich weit. Im Internet lesen wir immer wieder von geplatzten Reifen und anderen Pannen. Das hatten wir in diesem Urlaub schon auf der Teerstraße und das reicht eigentlich fürs erste. Die Piste ist auf den letzten 5 Meilen (8 km) in extrem schlechtem Zustand.
Manfred plant auch einen Abstecher zum Whitmore Canyon, einem abgelegenen Seitencanyon des Grand Canyons. Ein Reisebericht im Internet mit spektakulären Bildern macht sogar mir Lust auf dieses Mega-Offroad-Abenteuer. Also mieten wir in Kanab ein richtiges Allrad-Fahrzeug.
Jeep macht's möglich
Der Jeep ist Baujahr April 2001 und gibt seltsame quietschende Geräusche von sich. Außerdem lässt sich das Fenster auf der Beifahrerseite nur von der Fahrerseite aus öffnen und schließen. Aber damit kann ich leben. Im Gelände wird das Quietschen vom Lärm des hart arbeitenden Motors übertönt.
Auf der Piste ist der Jeep unschlagbar. Er bringt uns über Passagen hinweg, bei denen wir mit unserem Allrad-Mietwagen kläglich gescheitert wären. Auch wenn die Federung nicht so gut ist und wir noch deutlich mehr gerüttelt werden als in unserem Dodge Journey, auf „unseren“ alten Jeep lassen wir nichts kommen.
Der Autovermieter fragt, wo wir hin wollen, damit sie wissen wo sie suchen müssen, falls wir nicht zurück kommen sollten und meint dann mit einem breiten Lächeln: Da würde er jetzt auch gerne hin fahren.
Er gibt uns die üblichen guten Tipps für Offroad-Fahrten in einsame Gegenden: Sehr viel Wasser und genug zu essen mitnehmen. Am Toroweap könnten schon Leute sein, vor allem am Wochenende. Im Whitmore Canyon gibt es zwar eine Ranch, aber wahrscheinlich sind wir mindestens 20 Meilen (32 km) weit ganz allein unterwegs. Da fährt normal echt keiner.
Wir können das Auto schon am Vorabend abholen und am Samstag sehr früh in unser großes Offroad-Abenteuer starten.
Nicht so öde wie erwartet
Angeblich soll die Piste bis auf das letzte Stück in relativ gutem Zustand und auch gut mit einem PKW zu fahren sein. Tatsächlich ist sie auf weiten Strecken Waschbrett-mäßig. In einem nicht optimal gefederten alten Jeep ist das noch unangenehmer als in einem modernen PKW. Dafür ist die Landschaft nicht so öde und trostlos, wie wir in einem Reisebericht im Internet gelesen haben, sondern sogar relativ abwechslungsreich, mit viel Grün und Bäumen, wie wir es auch vom „Normalweg“ zum Grand Canyon North Rim gewohnt sind. Da liegt übrigens auch Toroweap.
Kühe auf der Flucht
Zwischendurch stehen immer wieder Kühe auf der Weide. Wie so oft ist auch hier Open Range. Und weil die so interessiert her schauen, beschließe ich, ein Foto zu machen. Das geht ganz gut, bis ich einen Schritt näher ran gehe. Ich habe Kühe noch nie davon rennen sehen, bis zu diesem Moment. Nach ein paar Metern bleiben sie wieder stehen und schauen her, jetzt aber dichter zusammen gedrängt.
Normal schlagen wir in so einsamen Gegenden höchstens deutsche Touries in die Flucht, wenn ich zum Fotografieren aussteige. Die wollen in solchen Gegenden wohl lieber allein bleiben. Das ist uns erst am Vortag wieder am Alstrom Point gelungen. Kühe sind noch nie vor uns weg gelaufen. Scheinbar hält hier echt kein Mensch an. Die restlichen Vierbeiner lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Umdrehen statt Wandern
Den Weg können wir auch kaum verfehlen. Es ist alles schön ausgeschildert. Da braucht man das GPS fast gar nicht. Nach zwei Stunden kommen wir zur Abzweigung zum Whitmore Canyon. Auf dem Schild steht: Colorado River – 11 Miles. Also sind wir bald da und können endlich ein bisschen wandern. Oder auch nicht.
Wenig später stehen wir vor einem Gatter. Das kommt öfter vor. Normal macht man das auf, fährt durch und macht es wieder zu. Aber natürlich nicht, wenn ein Schild in großen roten Lettern signalisiert:

POSTED Private Property.
Absolutely no trespassing.
All Violations will be prosecuted.

Den Rest lese ich nicht mehr so genau durch. Es ist auch so klar. Hier ist Schluss. Bis hierhin und nicht weiter. Wir sind ziemlich enttäuscht. Während wir den GPS-Track nach einer alternativen Route checken, die es leider nicht gibt, landet auf der anderen Seite des Zauns ein Hubschrauber. Scheinbar ist der Whitmore Canyon nur noch mit organisierten Touren von der Ranch aus erreichbar. Das war immer schon möglich, aber scheinbar konnte man früher auch selber hin fahren. Sonst gäbe es ja den Reisebericht im Internet nicht.
Das Schild sieht ziemlich neu aus. Manfred checkt das ganze am Abend im Internet und unser Verdacht wird bestätigt: Die Helikopterflüge und organisierten Touren zum Whitmore Canyon werden tatsächlich von den Ranch-Besitzern organisiert. Wir finden es echt schade, dass man da nicht mehr mit dem Auto hin fahren kann. Wenn wir unserem Jeep-Vermieter glauben können - und davon sind wir überzeugt – fährt da eh fast keiner hin. Also könnten die Ranch-Besitzer die paar, die das interessiert, eigentlich durch fahren lassen. Aber Dinge ändern sich – nicht immer zum Besseren…
Aufregendes Tiererlebnis
Wenig später halten wir freiwillig an und sind noch aufgeregter als vorher, diesmal aber im positiven Sinn. Auf dem Weg vor uns liegt eine Klapperschlange. Genau wie im Joshua Tree Nationalpark bringt sich die Schlange auch hier so schnell wie möglich in Sicherheit. Gut getarnt wartet sie im Gebüsch geduldig, bis wir endlich wieder verschwinden und sie ihr Sonnenbad auf der wenig befahrenen Piste fortsetzen kann.
Für einen kurzen Moment ist der verhinderte Abstecher zum Whitmore Canyon vergessen.
Der Jeep war die richtige Entscheidung
Kurz nach der Rangerstation in Tuweep wird die Piste so schlecht, dass wir auch die aufregende Begegnung mit der Klapperschlange schnell wieder vergessen. Jetzt bin auch ich wieder voll auf den Weg konzentriert. Wir sind beide froh, dass wir das nicht mit unserem Dodge Journey probiert haben. Der hat zwar Allrad, aber keinen Vierrad-Antrieb und ist damit kein „richtiges“ Geländefahrzeug mit Untersetzung und so. Da ist ein bedeutender Unterschied. Das weiß ich spätestens, seitdem uns alle Ranger davon abgeraten haben, mit unserem Fahrzeug extreme Offroad-Strecken oder sandige Pisten zu fahren. Auch ein Freund des Bikers in unserem Motel in Greenville, der schon mal am Toroweap war, hat uns zu einem Jeep geraten. Er hatte recht. Der Jeep ist definitiv die richtige Entscheidung.
Auf den letzten Kilometern ist die Piste wirklich mörderisch für schlechte Reifen. Wir schleichen über unendlich viele Felsbrocken, die wir unmöglich umfahren können. Gegen Mittag sind wir am Campingplatz. Wir wollen da nicht übernachten, aber noch einen Happen essen, bevor wir uns an den Endspurt machen.
Der Weg wird nicht besser und wir sind wirklich froh, als wir oben sind. Am Parkplatz stehen zwei Pickups, vermutlich Einheimische. An dem einzigen Tisch im Schatten sitzen vier Leute beim Picknick. Also war die Mittagspause am Campingplatz die richtige Entscheidung.
Aussichtspunkt für Schwindelfreie
Am Aussichtsfelsen liegt eine Kameratasche. Den Fotografen sehen wir erst mal nicht. Der steht etwas weiter unten am eigentlichen Aussichtspunkt und fotografiert. Das lasse ich Manfred heute alleine machen. Ich habe während der Fahrt leichte Kopfschmerzen bekommen. Die werden natürlich nicht besser, wenn man ständig durchgerüttelt wird. Außerdem bin ich nicht 100 % schwindelfrei.
Wie bei vielen anderen ist das auch bei mir Tagesform - und die ist jetzt natürlich nicht mehr optimal. Nach vier Stunden Offroad-Rüttelei auf einer extrem schlechten Piste stehen wir am spektakulärsten Aussichtspunkt am Grand Canyon. Ich bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Ich habe das von Fotos im Internet irgendwie besser in Erinnerung.
Scheinbar ist Toroweap äußerst fotogen. Oder ich bin einfach zu fertig, um diesen grandiosen Ausblick noch wirklich genießen zu können. Mein persönliches Fazit: Toroweap ist definitiv einer der spektakulärsten Aussichtspunkte am Grand Canyon – vielleicht ist er tatsächlich der spektakulärste überhaupt.
Spektakuläre Ausblicke für nicht Schwindelfreie Nicht-Offroad-Fans
Aber es gibt andere spektakuläre Aussichten auf den Grand Canyon incl. Colorado, die deutlich einfacher zu erreichen sind wie den Skeleton Point, dem offiziell spektakulärsten Aussichtspunkt am South Rim. Wind ist da auch kein Problem. Sie müssen nicht so exponiert stehen, um den vollen Blick zu genießen. Damit ist der Aussichtspunkt auch für Personen geeignet, die nicht schwindelfrei sind. Sie brauchen auch keinen teuren Geländewagen und riskieren keine geplatzten Reifen in einer einsamen Gegend ohne Handynetz.
Alles was Sie auf dem South Kaibab Trail brauchen ist gute Kondition und Lust an einer 3-4 stündigen Wanderung mit 5 km (ca. 3 Meilen) einfacher Strecke und 700 Metern (2.300 ft) Höhenunterschied. Aber Sie wandern die ganze Zeit in einer einzigartigen Kulisse, dem Grand Canyon. Und Sie können einen absolut spektakulären Blick (fast) allein genießen. Und wahrscheinlich steht da auch nicht ständig jemand im Bild herum.
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