Autopanne 2012 - Dia-Faszination-Natur-USA

Elisabeth mit Laptop am Grand Canyon
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Ein platter Reifen irgendwo mitten im Nirgendwo
Als wir auf nach der Offroad-Fahrt nach Little Finnland endlich wieder eine befestigte Straße unter den Reifen haben, sind wir zuversichtlich, dass wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang im Valley of Fire sind. Bis unser Auto plötzlich einen Warnton von sich gibt... Ich vermute, dass wir tanken müssen. Da kommt die Warnung immer schon lange vorher.
Das ist es aber leider nicht. Einer unserer Reifen verliert Luft. Wir haben einen Platten. Das Reparatur-Set aus dem Supermarkt hilft nicht weiter. Der Reifen verliert weiterhin hörbar Luft. Anders als bei unserer ersten Reifenpanne in der Baja California 2001 hat der Reservereifen genug Luft. Also sollte das kein Problem sein. Manfred wechselt ja nicht zum ersten Mal einen Reifen, allerdings zum ersten Mal an einem amerikanischen Allradfahrzeug. Und die sitzen bombenfest. Zu fest für das Werkzeug im Auto. Zwei Radmuttern lassen sich mit vollem Körpereinsatz lockern. Bei der dritten biegt sich schon der Radmutternschlüssel durch (für Laien: das ist das Teil, mit dem Manfred die Mutter aus dem Rad raus drehen will). Wir haben keine Chance.
Nein, wir sind NICHT in Kalifornien!
Wir müssen den Pannendienst rufen. Für so was hat man ein Notfallhandy und das hat tatsächlich Empfang. Wir checken unsere genaue Position am Navi. Wir sind auf der New Gold Butte Road 33,6 km (20,9 Meilen) südlich von Riverside, Nevada. Ich wähle die 911 und schildere unser Problem. Ich werde mit dem nächsten größeren Ort verbunden, Mesquite an der Grenze zu Utah. Nur sind die für dieses Gebiet nicht mehr zuständig, sondern North Las Vegas.
Dort hat die Dame am Telefon erst mal Probleme mit unserer Position. Sie vermutet uns in Kalifornien. Da gibt es scheinbar auch ein Riverside und das ist wahrscheinlich etwas größer als das in Nevada. Irgendwann ist alles klar und ich bekomme die Nummer vom AAA, dem amerikanischen Automobilclub. Dort habe ich eine weitere freundliche Dame an der Strippe, die ähnliche Probleme hat wie die Person, mit der ich vorher gesprochen habe. Sie weiß auch nicht, wo wir sind.
Scheinbar kennt kein Mensch die New Gold Butte Road. Kein Wunder. Da fährt ja auch keiner. Auf der ganzen Fahrt und in den drei Stunden, während wir hier stehen, kommt kein einziges Auto vorbei.
Ich gebe unsere exakte GPS-Position durch: N 36° 31.664 - W 114° 08.544. Die liegt im System des AAA Las Vegas North in Kalifornien und nicht in Nevada. Manfred schaltet das GPS auf ein anderes System um und ich gebe die neuen Koordinaten durch. Immer noch Kalifornien.
Please hold the line...
Langsam kommt wohl auch meine Gesprächspartnerin ins Schwitzen. Als Anwenderbetreuerin für IT-Probleme führe ich auch öfter schwierige Gespräche, die etwas  länger dauern. Also kann ich gut nachvollziehen, wie es der freundlichen Dame am anderen Ende der Leitung gerade geht. Offensichtlich weiß sie absolut nicht mehr weiter. Aber natürlich kann sie uns nicht einsam und verlassen in der Pampa stehen lassen. Also fragt sie irgendwo nach.
Ich hänge mindestens 10 Minuten in der Warteschleife. Das bin ich mittlerweile schon gewohnt. Ich habe in Monterey am Abend ca. eine Stunde lang bei allen Sportgeschäften entlang der Westküste und bis Las Vegas und Umgebung angerufen wegen einer Halterung für unsere Go Pro-Kamera fürs Auto, die in ganz San Francisco ausverkauft war. Nur waren das Luxus-Probleme gegen das hier.
Das ist aber immer noch ein Luxusproblem gegen eine Panne im Offroad-Teil dieser Fahrt. Da hätten wir garantiert kein Handy-Netz gehabt und wären echt aufgeschmissen gewesen. Genau wie bei unserer Panne im letzten Urlaub haben wir auch diesmal wieder Glück im Unglück. Nur dauert hier alles viel länger. Nach insgesamt einer halben Stunde, in der ich unzählige Male unseren Standort zu erklären versuche und zweimal Manfreds ADAC-Kundennummer durchgebe, hat die Dame vom AAA endlich jemanden gefunden, der sich in dieser Region auskennt. Der sollte in 1 bis 1,5 Stunden da sein. Ich gebe noch unsere Handy-Nummer durch. Sie bedankt sich für meine Geduld (mir bleibt ja nichts anderes übrig) und dafür, dass ich bei AAA angerufen habe (dito) und wünscht uns alles Gute.
Manchmal ist AAA nicht die beste Wahl...
Eine Viertelstunde später bekommen wir noch mal einen Anruf von AAA North Las Vegas. Die haben scheinbar immer noch nicht ganz umrissen, wo wir wirklich sind und vermuten uns auf einer Piste, die der Pannendienst kaum fahren kann, ohne selbst eine Panne zu riskieren. Ich erkläre mehrfach, dass wir hier auf einer befestigen Straße sind.
Weitere 10 Minuten später ruft der Pannendienst an. Er ist unterwegs. Leider ist der Empfang ziemlich schlecht und ich kann nicht mehr fragen, wie lange er braucht. Um 19:15 Uhr überlege ich, dass mir die Polizei in Mesquite eigentlich nur die Nummer vom Pannendienst hätte geben brauchen. Das hätte mir viel Telefonieren und uns viel Warten gespart.
Mit dem richtigen Werkzeug ist alles ganz einfach
Im nächsten Moment hören wir ein Auto. Das kann nur unser Helfer sind. Sonst fährt hier ja keiner. Zu unserem „Fix a flat“ meint er nur „Das funktioniert nie“. Für unser durchgebogenes Werkzeug hat der Fachmann auch nur ein müdes Lächeln übrig und meint, das nimmt er eh nicht her. Mit dem richtigen Werkzeug ist der Reifenwechsel in fünf Minuten erledigt.
In Deutschland war unser Helfer noch nie und will scheinbar auch nicht hin. Er mag die Gegend hier. Ich meine höflich, dass ich das gut verstehen kann. Zu Deutschland erkläre ich, dass das ein schönes Land ist, aber nicht so spektakulär wie hier, wobei das „hier“ nicht zu wörtlich gemeint ist, sondern eher die Teile des Südwestens, wegen denen wir hier sind. Little Finnland gehört nicht unbedingt dazu.
Es gibt im Südwesten der USA mehr als genug sehenswerte Gebiete, die leichter zu erreichen sind, ohne dass man einen platten Reifen riskiert. Und da ist auch mancher wenig besuchte Geheimtipp dabei. Auch wenn die Geheimtipps, die gut erreichbar sind, immer weniger werden.
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