Please stop to be Seated - Dia-Faszination-Natur-USA

Elisabeth mit Laptop am Grand Canyon
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Please stop to be seated!
In den USA ist vieles anders als bei uns. So hat man hier in den meisten Lokalen keine freie Platzwahl, sondern bekommt einen Platz zugewiesen. „Please wait to be seated“ ist hier Standard. Wer einfach eigenmächtig einen freien Platz beschlagnahmt, wird schlicht und ergreifend nicht bedient.
Immer diese Sonderwünsche…
Sonderwünsche bei der Platzwahl werden nicht immer berücksichtigt. Wir dürfen im Mai 2012 bei Denny’s aber den Platz tauschen, weil wir direkt unter der Klimaanlage sitzen, die wie häufig auf höchster Stufe läuft. Dafür dürfen wir ein paar Tage später bei Denny’s in Moab nicht am Fenster sitzen, obwohl da fast alles frei ist, sondern werden in das ohnehin schon gut gefüllte Touristen-Abteil verfrachtet. Die Insassen eines Französisch sprachigen Reisebusses stehen kurz vor dem Aufbruch. Und so sind kurz darauf nur noch eine holländische Gruppe an einem Ecktisch und wir übrig.
Warum sitzen wir immer neben dem Servicebereich?
Wir sitzen schon wieder genau neben dem Servicebereich. Keine Ahnung, wieso wir immer so miese Plätze kriegen. Wir sind zwar gerade von einem Wind umtosten Campingplatz in den Canyonlands geflüchtet, weil wir bei den Orkan-artigen Böen nicht mehr kochen können. Aber wir haben beide frische und saubere Kleidung an und ich habe auch einen Kamm im Auto, damit ich wenigstens einigermaßen gepflegt ausschaue, wenn ich wo rein gehe. Für die stürmischen Böen zwischen Auto und Eingangstür kann ich echt nichts. Da sitzt die Frisur dann halt nicht mehr ganz so gut. Ich scherze: Vielleicht haben die eine Personenbeschreibung von uns durch gegeben, weil wir uns mal über den Platz unter der Klimaanlage beschwert haben… Nörgelnde Germans oder so...
Scherben bringen Glück...
Dafür kriegen wir hautnah mit, wie die Bedienung zuerst meinen Suppenteller fallen lässt - zum Glück erst beim Abservieren - und dann noch einen weiteren Teller. Das gesamte Service-Team tänzelt mindestens zehn Minuten lang elegant um den Scherbenhaufen rum, bis endlich jemand vom Küchenpersonal mit Schaufel und Besen anrückt.
Please stop to be seated!
Es ist immer noch brutal windig und wie gesagt steht unser Zelt auf einem ziemlich luftigen Campingplatz in den Canyonlands. Deshalb würden wir gerne noch ein wenig sitzen bleiben, bevor wir uns wieder den Naturgewalten aussetzen. Das macht die Bedienung aber sichtlich nervös, dass wir da immer noch sitzen, mit vollen Mägen und vor fast leeren Gläsern. Die Gute hat scheinbar eh nicht den besten Tag und wir wollen nicht daran schuld sein wollen, wenn sie noch mehr Geschirr zerdeppert. Also trinken wir eben aus und gehen.
Übrigens erwartet man in den meisten amerikanischen Restaurants, dass der Gast möglichst schnell verschwindet, wenn er mit Essen fertig ist und kein Dessert wünscht. Ein Kaffee nach dem Essen oder vielleicht noch ein Bierchen oder ein Glas Wein und einfach noch ein wenig sitzen und das gute Essen setzen lassen ist hier nicht üblich. Meistens kommt die Rechnung schon mit der Frage, ob man ein Dessert möchte. Bei uns kommt beides oft schon, wenn ich noch gar nicht aufgegessen habe. Manchmal haben wir den Eindruck, dass die Bedienungen ihre Gäste am liebsten aus dem Lokal werfen würden, wenn sie fertig sind, auch wenn noch genügend Plätze frei sind.
Vielleicht sollten sie mit der Rechnung ein Schild auf den Tisch stellen mit „Please stop to be seated!
Wir sind nicht die einzigen
Auch andere USA-Reisende bestätigen ähnliche Erfahrungen. In guten Lokalen ist der Service sicher besser, aber das hat natürlich seinen Preis und eine Garantie gibt es auch hier nicht. Auch in einer "guten Pizzeria" kann es vorkommen, dass der Rotwein kalt ist oder Vorspeise und Hauptgericht gleichzeitig serviert werden. Zumindest habe ich das schon öfter gehört.
Ausnahmen bestätigen die Regel – Take your time and enjoy!
Die "Rauswurf-Mentalität" ist zwar scheinbar ziemlich verbreitet, aber natürlich gibt es auch positive Ausnahmen. In den meisten Pizza Huts kriegt man zwar die Rechnung ziemlich schnell, wird aber nicht sofort zum Aufbruch gedrängt,  wenn man noch in Ruhe austrinkt oder etwas sitzen bleibt. Im Hollywood Café in San Francisco drängt uns beim Frühstück nie jemand zum Aufbruch, obwohl meistens schon mehrere Gäste auf einen freien Tisch warten.
Im Three Bears – Café in Kanab ist freie Platzwahl und man kann so lange sitzen bleiben, wie man mag. Die Chefin des Lokals meint nach der obligatorischen Frage nach dem Dessert: "Take your time and enjoy !" Wenn wir fertig sind, einfach zur Kasse gehen. Leider sind das aber rühmliche Ausnahmen.
Andere Länder – andere (Un-)Sitten ….
Aber man fährt ja nicht wegen kulinarischer Genüsse in die USA, sondern wegen seiner grandiosen Naturwunder. Dafür nehmen wir gerne mal ein paar Einschränkungen beim Service in der Gastronomie in Kauf.
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